Michael Meyen, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), löste in der Vergangenheit häufiger Kontroversen in Bezug auf Antisemitismus aus. Im Mai stand er wegen einer (nicht von ihm verfassten) Lobeshymne auf KenFM, die auf seinem Blog veröffentlicht wurde, in der Kritik. Seitdem hat er sich den Corona-Rebell*innen noch stärker angenähert. Ein Überblick über das fragwürdige Schaffen des Münchner Professors.
Michael Meyen und Ken Jebsen
Am 23. Mai 2020 veröffentlichte der Germanist Christopher Klein einen längeren Thread auf Twitter, in dem er den Artikel „Was ich von Ken Jebsen gelernt habe“ von Alexis Mirbach auseinandernimmt. Klein kritisiert an diesem Artikel neben formalen Schwächen und einer niveaulosen Argumentation die völlig kritiklose Anpreisung des rechten Verschwörungskanals KenFM und seines Herausgebers Ken Jebsen, ohne die vielen antisemitischen Inhalte, die dort verbreitet wurden und werden, auch nur zu erwähnen. Konkret affirmierte Mirbach Jebsens verschwörungsideologische Aussagen zur WHO und zu Bill Gates. „Es scheint, als solle am Ende einfach nur herausgearbeitet werden: ‚Schaut mehr KenFM'“, schlussfolgert Klein. Anschließend verweist er auf die Plattform der Veröffentlichung: Der Blog ‚Medienrealität‘ des Professors der Kommunikationswissenschaften an der LMU Michael Meyen. Klein skandalisiert die Stellung Meyens und die damit verbundene Reichweite und Reputation, die auch auf den Artikel abfärben könnte. So verweist Klein darauf, dass Meyen die Adresse des Institus für Kommunikationswissenschaft (IfKW) im Impressum seines Blogs angegeben und auf seiner Personalseite der offiziellen LMU-Homepage sein Interview für KenFM von 2018 aufgeführt hat.[1] Der Tweet löste einen Skandal aus. Die Süddeutsche Zeitung (SZ) griff die Kritik auf und berichtete darüber. Das IfKW distanzierte sich in einer Stellungnahme von den Inhalten auf Meyens Blog. Die SZ berichtet, dass sich Meyen in einem Telefonat mit ihr jeder genaueren Stellungnahme zu KenFM und dem Artikel Mirbachs verweigert und auf die Einträge in seinem Blog verwiesen haben soll.[2]
Dort findet sich eine Stellungnahme von 2018, die im Zuge seines oben erwähnten Interviews mit KenFM, das harsche Kritik auslöste, veröffentlicht worden ist. Diese Stellungnahme lässt sich ohne Schwierigkeit als Apologie des Kanals lesen. Um Meyen selbst sprechen zu lassen: „Bei KenFM arbeiten Profis, kein Zweifel. Terminabsprache, Empfang, Räume: perfekt. […] Ken Jebsen lässt seinen Gast reden, Fehler machen, unsicher wirken und stellt die Datei dann komplett ins Netz. Vielleicht kann er es sich leisten, auch mal ein Video in die Tonne zu treten. Wer weiß. Grüne Punkte auf der Brille oder Inhalte, die nicht zu seinem Ethos passen (dazu gleich mehr). Was ich sicher weiß: Ken Jebsen ist neugierig auf seine Gäste. Er hat nicht schon im Kopf, was er sagen oder senden will. Keine „Realität“ aus der Redaktionsstube, die der Gesprächspartner nur noch illustrieren muss (und die einfach nicht gesendet oder gedruckt wird, wo er das nicht tut). ‚Was Schönes aus den Aufnahmen‘ basteln: So funktioniert Journalismus heute. KenFM funktioniert so nicht. […] Man könne schlecht leben, wenn man ‚keinen freien Zugang zu verlässlichen Informationen darüber habe, welche Möglichkeiten und Gefahren es gibt‘ [Zitat von Wolfgang Storz, Anm. LBGA]. KenFM (und andere alternative Kanäle im Netz) gibt es, weil die traditionellen Medien diesen Auftrag nicht erfüllen. Weil sie nicht über alle Ereignisse, Interessen, Perspektiven berichten, lieber Wolfgang Storz. Weil sie auslassen, weglassen, ignorieren.“ Dezidierten Widerspruch von Meyen erntet Jebsen nur an einer Stelle: „Jebsen: ‚Das Establishment hat ein Riesenproblem mit dem, was man echte Meinungsfreiheit nennt, und es hat die Medienrevolution nicht verstanden. Der Staat, seine kontrollierten Presseorgane, die so gut wie nie gegen, sondern immer nur im Sinne der besitzenden Eliten berichten, all diese Herrschenden haben immer noch nicht realisiert, dass ein verlorenes Meinungsmonopol (…) sämtliche Machtstrukturen durch den Wolf dreht‘. Hier irrt Ken Jebsen. Das Establishment hat verstanden, um was es geht. Es schließt die Kommentarspalten, es fährt Kampagnen gegen Fake News, Hate Speech, Verschwörungstheorien ( ‚Sprachregelungen und Kampfbegriffe‘, bei denen es um die ‚Deutungshoheit‘ geht), es versucht, Facebook und Co. zu kontrollieren. Und es spricht Kontaktverbote aus. Ausgang offen.“ Dieser Auszug lässt sich dahingehend deuten, dass Meyen Jebsen in puncto Verschwörungssideologie noch übertreffen will: Die „Kampagnen gegen Fake News, Hate Speech, Verschwörungstheorien“, die Meyen offenbar bedauert, seien von Staat und Medien gezielt gesteuert, um die Deutungshoheit zu erlangen und Kontaktverbote auszusprechen. Zur Kritik an Jebsens Antisemitismus fällt Meyen nur Folgendes ein: „Im Gespräch mit Mathias Bröckers erzählt Jebsen zum Beispiel, wie er das Echo auf sein Aus beim RBB erlebt hat. Niemand habe mit ihm über den Antisemitismus-Vorwurf gesprochen. Niemand sei ins Archiv gegangen, um die fragliche Sendung noch einmal anzuhören. ‚Man schrieb voneinander ab. Punkt.'“[3] Ohne weiteren Kommentar wird Jebsens Sichtweise wiedergegeben – und dadurch implizit affirmiert.
Wer genau war nochmal Ken Jebsen?
Zur Erinnerung, wer der von Meyen geschätzte Ken Jebsen eigentlich ist[4]:
- In einer Nachricht an Henryk M. Broder soll er 2011 gesagt haben: „Sie brauchen mir keine holocaus informatinen zukommen lassen. ich habe mehr als sie. ich weis wer den holocaust als PR erfunden hat.“ Dafür verlor er nach massiver Kritik und anfänglichem Zögern seine Anstellung beim RBB.
- Auf KenFM verbreitet er die Behauptung einer Inszenierung von 9/11 und des Anschlags auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“ und einem koscheren Supermarkt durch die US-Regierung, US-amerikanische und israelische Geheimdienste.
- Ferner behauptete er, die US-Regierung würde von Menschen mit „jüdischen roots“, die UNO von Zionist*innen gesteuert, um ein israelisches Großreich zu errichten.
- Er behauptete auch, der Women’s March on Washingston 2017 sei vom jüdisch-amerikanischen Philanthopen und Milliardär George Soros gesteuert worden.
- Und nicht zuletzt tritt er gegenwärtig auf Veranstaltungen der antisemitischen Corona-Rebell*innen auf und behauptet wahrheitswidrig, CoViD-19 sei so harmlos wie eine Grippe, Zwangsimpfungen stünden bevor und Bill Gates würde die WHO kontrollieren – also all das, was im Artikel Mirbachs unkritisch übernommen wurde; zwar ist Bill Gates kein Jude, übernimmt aber in diesen Vorstellungen dieselbe Rolle wie Soros, Rotschild oder die jüdische Weltverschwörung in antisemitischen Erzählungen – davon zu schweigen, dass diese sich unter den Corona-Rebell*innen, die Jebsen adressiert, ohnehin mischen.
Über die Dehnbarkeit des Begriffs der Verantwortung
Damit spannen wir den Bogen zurück zum Skandal 2020. Auf die Kritik Kleins und der SZ veröffentlichte Meyen auch diesmal eine Stellungnahme.[5] Scheinbar einsichtig beginnt sie mit folgenden Sätzen: „Wenn man (wie Alexis Mirbach) über Bill Gates und die WHO schreibt, ist es klug, auf das Problem des strukturellen Antisemitismus hinzuweisen und klarzumachen, dass man um die Gefahren weiß, die mit öffentlicher Elitenkritik verbunden sind. Wenn man über KenFM schreibt, sollte man die hegemoniale Diskursposition zitieren, die dieses Portal und seine treibende Kraft für ‚rechte Verschwörungstheoretiker‘ hält. Als Sozialwissenschaftler kann und darf man diese Position auf der Basis von empirischem Material selbstredend in Frage stellen (auch dazu gleich mehr), sollte dabei aber ebenfalls die Ängste adressieren, die gerade in Deutschland historische Wurzeln haben. Pointiert (wie in diesem Blog üblich): Unsere Vorfahren haben zwischen 1939 und 1945 die Welt in Schutt und Asche gelegt und dabei vor allem dem jüdischen und dem sowjetischen Volk unvergleichbares Leid zugefügt. Aus dieser Schuld erwächst eine Verantwortung – auch und gerade mit Blick auf Männer, die in der Öffentlichkeit omnipräsent sind.“ Als nur scheinbar wirkt auf uns die Einsicht daher, weil Meyen dieser Verantwortung, die er hier (prinzipiell völlig zu Recht) postuliert, selbst nicht gerecht wird. Verantwortung zu übernehmen für das Leid, das die jüdische und die sowjetische Bevölkerung durch den Nationalsozialismus erlitten hat, heißt, heutzutage zu verhindern, dass sich Vergleichbares wiederholt. Dazu ist es notwendig, Antisemitismus in all seinen Erscheinungsformen zu benennen, wo er auftaucht, und entschieden zu bekämpfen und zurückzudrängen. Ken Jebsen verbreitet Inhalte, die auch durch den Nationalsozialismus verbreitet wurden und die ideologische Grundlage für die Shoa bildeten: Die Behauptung einer jüdischen Weltverschwörung, die für verschiedene gegenwärtige gesellschaftliche Krisen und Entwicklungen verantwortlich gemacht wird. Was dem NS noch Weltwirtschaftskrise, Bolschewismus und der Frieden von Versailles waren, sind den Ken Jebsens heutzutage Feminismus, islamistischer Terrorismus, das Shoa-Gedenken, die Selbstverteidigung Israels – und die Corona-Pandemie. Dass der verschwörungsideologische Antisemitismus auch heute noch eine existenzielle Gefahr für Jüd*innen darstellt, hat letztes Jahr der Anschlag auf eine Synagoge in Halle gezeigt.
Zu den oben genannten Entgleisungen Jebsens, die übrigens nur eine willkürliche Auswahl darstellen, positioniert sich Meyen aber auch in seiner jüngsten Stellungnahme mit keinem Wort. Vielmehr nimmt er Jebsen erneut ausdrücklich in Schutz: „Nach den Diskussionen der letzten Tage befürchte ich: Dieses Plädoyer erreicht meine Kritiker nicht. Über KenFM, so lässt sich das zusammenfassen, müssen wir gar nicht reden. Ich, sagt die Kunstfigur, zu der ich die entsprechende Argumentation hier verdichte, ich will mich damit nicht (mehr) beschäftigen. Ich weiß, was ich von diesem Portal zu halten habe. Antisemit. Verschwörungsideologe. Rechts. Punkt.“ Im Gegensatz zu Meyen hat sich seine Kunstfigur aber wohl bei einschlägigen Quellen über die Inhalte von KenFM informiert. Tatsächlich zählt der Professor alle Beiträge von KenFM auf, die er gesehen haben will. Diese kommentiert er folgendermaßen: „Vielleicht habe ich bei meiner Auswahl einfach Glück gehabt. Vielleicht sind in anderen Videos Leute zu hören, die entweder niemand ernst nehmen muss oder die etwas sagen, was mit Blick auf die deutsche Vergangenheit zurecht aus dem öffentlichen Debattenraum ausgeschlossen wurde. All das, was in meiner Liste steht, hat mich bereichert.“ Ob sich die oben angeführten Inhalte und Aussagen Jebsens in Meyens Auflistung nun finden oder nicht ist allerdings unerheblich: Tatsache bleibt, dass sie von Jebsen getätigt wurden, was auch unschwer zu errecherchieren ist, sofern man ernsthaft gewillt ist, verantwortungsbewusst mit Medien und potentiell rechten Inhalten umzugehen. Das lässt nur den Schluss zu: Entweder ist Meyen ein äußerst schwacher Medienwissenschaftler, wenn er zu dieser Recherche nicht in der Lage ist – oder er ist eben zur Übernahme von Verantwortung nicht gewillt.
Angriff ist die beste Verteidigung
Auch für die Kritik an seiner Nähe zu KenFM hat er eine Erklärung parat: „Zerstörung meiner Reputation als Wissenschaftler: Darum geht es hier. […] Es geht nicht mehr um Argumente. Es geht nicht mehr um Wissenschaft. Es geht um Abrechnung, vielleicht auch um Rache.“ Dass es andere mit der Verantwortung etwas ernster meinen als er, kommt ihm als Erklärung nicht in den Sinn. Er unterstellt persönliche Motive. Einsicht und Verantwortung sehen anders aus. Dazu passt auch, dass er an die SZ aufgrund ihres Artikels per Anwalt ein Unterlassungsbegehren gesendet hat, das er in seiner Stellungnahme folgendermaßen begründet: „Ich habe Ken Jebsen nicht als ‚professionellen Journalisten‘ bezeichnet. Alexis Mirbach hat nicht geschrieben, dass er aus dem schon erwähnten Jebsen-Video ‚erfahren‘ habe, dass die WHO ‚von Bill und Melinda Gates kontrolliert wird‘. Das ist ein Jebsen-Zitat, an dem sich Mirbach abarbeitet. Und: Ich habe Telepolis nicht gesagt, dass ‚die ‚Mächtigen‘ die Kommunikation im Internet ‚kontrollieren‘ wollen‘, jedenfalls nicht in dieser verkürzten Art und Weise.“ Die letzten beiden Punkte finden sich im SZ-Artikel auch jetzt noch. Lediglich der erste Punkt führte zu folgender Anmerkung im Artikel: „In einer vorherigen Version des Teasers wurde diese Aussage als wörtliches Zitat gekennzeichnet. Das ist nicht korrekt. Michael Meyen hat Ken Jebsen nicht wörtlich als professionellen Journalisten bezeichnet. Die im Blog von Michael Meyen veröffentlichten Äußerungen entsprechen aber dieser Einschätzung.“ Dem ist beizupflichten, weil er Jebsen zwar nicht als professionellen Journalisten bezeichnet, sondern „nur“ behauptet, bei KenFM arbeiteten „Profis“. Dass die anderen beiden Punkte unverändert blieben, dürfte wohl damit zu erklären sein, dass es der SZ gelungen ist, glaubhaft nachzuweisen, dass es sich bei Meyens Empörung um pure Wortklauberei handelt. Denn auf das Zitat Jebsens zu Bill Gates und WHO folgt der O-Ton-Kommentar Mirbachs: „Diese Position war für mich bislang unerhört! – und ein Augenöffner.“ Man kann aus guten Gründen behaupten, Mirbach hätte von Jebsen etwas „erfahren“, was ihm in seinen eigenen Worten die Augen geöffnet haben soll. Das gilt auch für den dritten Punkt. Es stimmt, dass der SZ-Artikel Meyens Äußerungen dahingehend zusammengefasst hat, die Mächtigen wollten die Kommunikation im Internet kontrollieren. Darum hier Meyens O-Ton-Langfassung: „Das beobachten wir in den letzten Jahren, dass sich der Raum des Sagbaren einschränkt. Verschwörungstheorie ist ein Begriff, mit dem versucht wird, Kritiker mundtot zu machen. Wir haben Fake-News, wir haben Hate-Speech, wir haben Propaganda. Das sind letztlich Versuche der Mächtigen, die neuen Kommunikationsmöglichkeiten, die neuen Kommunikationsräume, die sich im Internet gebildet haben, zu regulieren, in ihrem Sinne zu kontrollieren, denn Fake-News sagt uns, dass die News, also was die Tagesschau berichtet, das Wahre ist, und alles, was Telepolis z.B. macht, offenbar was anderes sein soll.“[6] Von einer verkürzten oder gar verfälschten Wiedergabe seiner Aussagen durch die SZ kann unserer Auffassung nach schwer die Rede sein.
Meyen nutzt hier eine durchschaubare Strategie: Er unterstellt dem SZ-Artikel die verkürzte oder aus dem Kontext gerissene Wiedergabe von Aussagen, in der Hoffnung und wohl auch berechtigten Erwartung, dass sich ohnehin niemand um eine Überprüfung seiner Unterstellungen kümmern werde. Was bei der Leserschaft seines Blogs hängen bleibt, ist der Eindruck, dass jemand aus persönlichen Motiven Michael Meyen und Ken Jebsen öffentlich schädigen will und dabei auch vor unlauteren Mitteln wie Zitatfälschungen nicht zurückschreckt. Ins Bild Meyens und seiner Anhängerschaft passt da zu gut, dass diese Zitatfälschungen der „Mainstreampresse“ wie der SZ zugeschoben werden können. Offen bleibt aber auch hier der Grund für seinen Umgang mit der Kritik an Antisemitismus und Verschwörungsideologien: Verfolgt er die genannte Strategie in vollem Bewusstsein oder ist seine Medienkompetenz schlicht eines Professors für Kommunikationswissenschaften nicht würdig?
Vielleicht auch eine Kombination aus beidem. Immerhin ist er ehrlich genug, zuzugeben, dass er den Skandal aussitzen wollte. Das scheint ihm gelungen zu sein. Geändert hat sich nämlich seit der Stellungnahme, die er am 2. Juni 2020 veröffentlichte, nichts. Die Adresse des IfKW steht immer noch im Impressum, sein Interview für KenFM ist immer noch auf der Homepage der LMU aufgeführt – und trotz seiner Ankündigung, den Blog zu schließen, wurde er nach vier Monaten feierlich wiedereröffnet.[7] Dafür haben sich Meyens eigene Positionen verschlimmert und sich denen der Corona-Rebell*innen angenähert.
Michael Meyen und die Corona-Rebell*innen
Am 23. Oktober 2020 veröffentlichte er einen Artikel im Online-Magazin Rubikon, der sich ihrer Bewegung widmet.[8] Im Anschluss an einen Freitag-Artikel Mona Paulys meint er zustimmend: „Die Politik braucht Bilder. Wie produziere ich Angst und das Gefühl, bedroht zu sein, wenn die Betten in den Kliniken leer sind und man auch kaum Kranken- oder gar Sterbegeschichten erzählen kann, die vom Normalen abweichen und damit die Medienlogik bedienen würden? Genau. Die Masken sind überall. Beim Bäcker und im Supermarkt sowieso. Jetzt auch im Kinosaal, auf den Bürofluren, im Klassenzimmer. Und damit in der Zeitung und in der Tagesschau.“ Vermutlich würde Meyen jetzt behaupten, es handele sich bei diesen Zeilen um eine neutrale Paraphrase des Artikels Paulys und uns ein Unterlassungsbegehren schicken. Allerdings ist es dieses „genau“, mit dem er seine Zustimmung zur Paraphrase artikuliert. Die Deutung, dass Meyen noch Ende Oktober der Auffassung war, Kliniken seien leer, Corona mithin harmlos, ist folglich zulässig. Desweiteren heißt es im Artikel, ganz ohne Paraphrase: „Die Regierenden haben die Sportarenen entvölkert, Veranstaltungen jeder Art bis zur Unkenntlichkeit verkleinert und Demos entweder kriminalisiert oder ihnen per Verordnung jede Wucht genommen: Teilnehmerzahl, Abstand, Maskenzwang. Und wenn trotzdem viele Menschen zusammenkommen wie im August gleich zweimal in Berlin, dann schaffen es die PR-Leute der Regierung, so starke Frames zu setzen, dass nichts von den Motiven der Protestierenden oder von ihren Forderungen auf der Ebene der Leitmedien ankommt.“ Diese Behauptungen blamieren sich an der Realität. Die Teilnehmer*innenzahlen an den Demos der Corona-Rebell*innen sind immer noch erschreckend hoch und überschritten auch außerhalb Berlins gelegentlich die 10.000er-Marke, wie am 12. September in München.[9] Und was genau er mit den „Frames“ meint, durch die die PR der Regierung von dein eigentlichen Forderungen der Berliner Demos vom August ablenkt, lässt er unausgesprochen. Den meisten dürften die Bilder von den Reichsflaggen, die den Reichstag bestürmen, in den Kopf schießen. Meyen suggeriert, dass die Beteiligung von Rechtsextremen bei den Corona-Rebell*innen (die nicht gerade gering ist, wie auch unsere eigenen Recherchen vor Ort zeigen) von der Regierung bewusst inszeniert wird, um von der Forderung nach Beseitigung von Lockdown, Maskenpflicht und Abstandsgebot abzulenken. Er spricht das nicht explizit aus (wohl, um sich vor Kritik abzusichern), legt das aber als Deutung seiner Leserschaft nahe. Dabei dürften diese Forderungen der Öffentlichkeit sehr wohl bekannt sein und finden auch immer wieder Eingang in die „Mainstream-Medien“. Es handelt sich um ein simples Strohmann-Scheinargument. Auch auf KenFM kommt er zu sprechen: „Wer es in den großen Redaktionen wagt, Experten zu zitieren oder gar einzuladen, die vorher bei RT Deutsch waren, bei KenFM, Rubikon oder Multipolar, riskiert seine berufliche Reputation.“ Immerhin versteigt er sich nicht zur Behauptung, Professoren hätten um ihre Jobs zu fürchten, wenn sie Verbindungen zu KenFM hätten … Und doch zeugt das von einer affirmativen Haltung gegenüber den genannten „alternativen“ Medien. Und dass Expert*innen von KenFM und Rubikon bei den „großen Redaktionen“ nicht zitiert weden, liegt in der Regel daran, das sie schlicht keine sind. Eine Auseinandersetzung mit den Verschwörungstheorien und dem Antisemitismus auf diesen Kanälen sucht man übrigens auch hier vergebens. Dabei wäre das dringend nötig, bedenkt man, dass Corona-Rebell*innen in München gegenüber Jüd*innen bereits übergriffig geworden sind.[10] Von der Übernahme von „Verantwortung“ für die Beseitigung von Antisemitismus, die Meyen in seinem Blog im Juni noch großmäulig angekündigt hat, fehlt folglich weiterhin jede Spur.
Die Nähe Meyens zu den Corona-Rebell*innen ist keine rein ideologische. Am 13. August hielt er einen Bericht auf der neunten Sitzung der „Stiftung Corona Ausschuss“, in dem er so ziemlich die gleichen Inhalte verbreitete wie in seinem Rubikon-Artikel. Diese Stiftung hat es sich zum Auftrag gemacht, die Regierungsmaßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu hinterfragen, wobei sie davon ausgeht, dass der Virus so harmlos wie eine Grippe sei. Meyen wird dadurch selbst zum Akteur und Aktivisten für die Sache der Corona-Rebell*innen. Wohlgelitten ist diese Stiftung auch bei RT Deutsch und bei Rubikon.[11]
Apropos Rubikon
Apropos Rubikon: Meyens Lieblingsplattform zur Veröffentlichung eigener breitenwirksamer Artikel[12] verdient eine eigene Betrachtung. Mitglied des Redaktionsbeirates der Zeitschrift ist Daniele Ganser, der nicht nur Verschwörungstheorien zu 9/11 verbreitet und gegen das Gedenken an den Nationalsozialismus polemisiert, sondern auch beste Kontakte zu Jürgen Elsässer, der AfD und dem Neonazi Karl-Heinz Hoffmann unterhält und sogar dem rechtsradikalen Magazin Blaue Narzisse Interviews gibt.[13] Im Magazin selbst finden sich neben den Ergüssen Meyens auch Artikel, in denen die Existenz von AIDS geleugnet, die aufgeschlossene Lektüre von „Mein Kampf“ empfohlen und 9/11-Theorien von Autoren verbreitet werden, die an anderen Stelle zur Zusammenarbeit zwischen Linken und extremen Rechten aufrufen.[14] Gegenwärtig fungiert Rubikon als offizieller Partner und/oder Sponsor der Kampagne „Menschen machen Mut“[15], die sich ebenfalls der „Kritik“ der Regierungsmaßnahmen verschrieben hat. Hinter dieser Kampagne steht der „Hambacher Kulturförderverein“ von Erich Hambach[16], die erst im Dezember 2019 eine Friedenskonferenz in Erding organisiert hat, zu der die bizarrsten und zugleich gefährlichsten Personen aus dem verschwörungsideologischen und rechtsextremen Sumpf eingeladen wurden, die ihrerseits enge Beziehungen zu Shoa-Leugner*innen und offenen Antisemit*innen pflegen; Hambach selbst, der KenFM auch schon Interviews gegeben hat, pflegt eine ähnliche Ökonomie-„Theorie“ wie der NS-Ökonom Gottfried Feder[17]. Mit dieser Szene, die in nationalsozialistischer Tradition steht, macht sich gegenwärtig folglich Meyens favorisiertes Podium Rubikon gemein.
Michael Meyen und BDS
Doch bleibt die Unterstützung der Corona-Rebell*innen nicht das einzige Betätigungsfeld des umtriebigen Professors. Wir erkennen auch eine Nähe zur antisemitischen BDS-Bewegung, an der sich judenmordende Terrororganisation wie die Hamas oder die PFLP beteiligen.[18] Um das zu begründen, müssen wir etwas ausholen. Etwa zeitgleich mit dem Skandal um den KenFM-Artikel auf Medienrealität fand in München ein Prozess vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichshof (VGH) statt. Es ging um den Beschluss des Münchner Stadtrats von 2017, BDS keine städtischen Räume mehr zu überlassen. Dadurch wurde es dem Aktivisten Klaus Ried durch die Stadt untersagt, eine Diskussionsveranstaltung zu BDS in städtischen Räumen durchzuführen. Dagegen reichte dieser eine Klage ein, der sich drei weitere Personen anschließen wollten – darunter laut der Süddeutschen Zeitung kein Geringerer als Michael Meyen.[19]
Was genau ist daran problematisch? Es gibt Grund zur Annahme, dass es Klaus Ried nicht einfach nur um eine objektive Diskussion zur BDS-Kampagne geht, sondern er selbst vielmehr als Unterstützer anzusehen ist. Dafür spricht einerseits sein eigener antizionistischer Aktivismus: So wurde er am 26. Juli 2014 auf einer Münchner Pro-Palästina-Demo gefilmt, bei der es zu antisemitischen Vorfällen kam und auch Ried selbst gegenüber einem Journalisten handgreiflich wurde.[20] Darüber hinaus benennt Ried in einem Interview mit der Marxistischen Linken als Anlass für seinen Prozess, dass er „mit einer Reihe von Bekannten – darunter Mitglieder der Jüdisch-palästinensischen Dialoggruppe – darin einig“ gewesen sei, nicht mehr hinnehmen zu wollen, an Veranstaltungen über den Nahostkonflikt behindert zu werden.[21] Die von ihm erwähnte Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe (JPDG) ist ihrerseits allerdings eine offene BDS-Unterstützerin: Auf der offiziellen Seite der deutschen BDS-Kampagne wird sie öffentlich als Organisation aufgelistet, die sich dem BDS-Aufruf angeschlossen hat.[22] Auch dass Klaus Ried während dieses Verfahrens Unterstützung durch BDS erhielt[23], während sich jüdische Gemeinden und Studentenorganisationen deutlich gegen ihn positionierten[24] spricht Bände. Wir gelangen daher zur Auffassung, dass es Ried darum ging, der BDS-Kampagne einen Dienst zu erweisen. Worum aber ging es Meyen, als er sich seiner Klage anschließen wollte? Wirklich nur um Meinungsfreiheit?[25] Darum, den Meinungen einer israelfeindlichen antisemitischen Organisation Raum zu verschaffen? Man wird doch wohl noch fragen dürfen.
Der Fall Albert Schäffle
Apropos Antizionismus: Bereits am 7. November 2018 organisierte er an der LMU eine Veranstaltung mit dem Titel „Israel, Palästina und die Grenzen des Sagbaren“. Besprochen wurden da Dinge, die angeblich nicht sagbar sind. Postuliert wurde, dass Israelkritik durch Antisemitismusvorwürfe verunmöglicht würde. Dass die Veranstaltung selbst diesen Vorwurf an der Realität blamierte, kam den Veranstaltenden offenkundig nicht in den Sinn. Anlass war auch hier der BDS-Stadtratsbeschluss. Als Referent geladen war Andreas Zumach, der zu anderen Anlässen über die Existenz einer Lobby zur Verhinderung derartiger Israelkritik raunte, der er die Jerusalem Post, den Mossad, die jüdischen Gemeinden in Deutschland, sowie die Jugendorganisationen von Linkspartei und Grüne zuschlug. Wir als LBGA haben die Veranstaltung damals kritisiert und vor Ort geflyert.[26] Andere Organisationen forderten ohne Erfolg von der LMU eine Absage der Veranstaltung. Diese übertraf dann endlich die schlimmsten Befürchtungen. Als Meyen selbst die Veranstaltung anmoderierte, bezog er sich affirmativ auf den christlich-konservativen Ökonomen Albert Schäffle und dessen Theorie einer Gesellschaft als eines „socialen Körpers“.[27] Meyen bedauerte die gegenwärtige Irrelevanz dieser Theorie – und lässt unerwähnt, dass Jüd*innen in der Rolle „socialer Parasiten“ integraler Bestandteil dieser Gesellschaftstheorie waren und dass der Topos jüdischer Schmarotzer durch Schäffle überhaupt maßgeblich geprägt wurde.
Um Schäffle selbst sprechen zu lassen: „Der wuchernde Theil des Judenthums ist Parasit, und zwar ein höchst gefährlicher. Daß er es ist, erklärt die auf Thatsachen seiner Geschichte angewendete obige Theorie der Entwicklung der Parasiten. In ‚Salathiel oder Memoiren des ewigen Juden‘ heißt es: ‚Sie sind von allen bedrückt und bedrücken doch Alle; sie bluten aus tausend Wunden und bleiben doch unbeschädigt; sie sind beraubt und beherrschen den Reichthum aller Völker; sie leiten ohne Namen die Räthe aller Fürsten; bewohnen alle Königreiche ohne eine eigene Stadt; sind in alle Welt zerstreut und halten doch zusammen wie Felsen; sind durch Schwert, Ketten, Hunger und Feuer vertilgt worden und dennoch unvergänglich.'“[28] Diese Zeilen dürften für sich selbst sprechen. Auch in anderen Texten hat er sich deutlich antisemitisch positioniert, beschrieb Juden als Personifikation der „Geldaristokratie“ und handelte sich bereits durch die Zeitgenoss*innen Antisemitismusvorwürfe ein.[29] In der Sozialforschung wurde bereits mehrfach Schäffles Bedeutung für die Etablierung der Vorstellung jüdischer Parasiten in der bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts herausgehoben und auf den Zusammenhang mit seiner Gesellschaftstheorie verwiesen.[30] Meyens Kollege, der Soziologie-Professor Armin Nassehi, kritisierte Meyen auch offen für die Bezugnahme auf Schäffle: „In der Einleitung begründet der Kollege seine ‚Öffentlichkeitstheorie‘ ausgerechnet mit Albert Schäffle, der Ende des 19. Jahrhunderts die Figur des ‚Socialen Parasiten‘ mitgeprägt hat – ein Topos, der zur Grundausstattung des Antisemitismus gehört und bei Schäffle nicht einfach Konnotation ist, sondern explizite Notation. Diese Einleitung bei einer Veranstaltung zur Verteidigung des BDS zu wählen, versucht gar nicht erst, Assoziationen zu vermeiden, sondern stößt geradezu darauf.“ [31] An all dem ändert auch nichts, dass Schäffle erst in der zweiten Auflage seines Werks über den „socialen Körper“ über Juden vom Leder zieht, während Meyen nur die erste Auflage zitiert hat. Eine Biologisierung von Gesellschaft, wie Schäffle sie konsequent durchzieht, führt beinahe zwangsläufig zur Identifikation bestimmter sozialer Gruppen als Schädlinge oder Parasiten. Das Problem an dem Werk beginnt schon sehr früh. Gesellschaft ist nunmal ein Phänomen sui generis und nichts Organisches.
Wie üblich verfasste Meyen auch zu dieser Kritik eine Stellungnahme, die weniger aus Einsicht und Verantwortung als aus Abwehr und Umdeutungen besteht.[32] Zu Schäffle fällt ihm Folgendes ein: „Nach dem Prinzip Kontaktschuld wird erwähnt, dass ich bei dieser Veranstaltung Albert Schäffle zitiert habe, der ‚den modernen Antisemitismus mitgeprägt hat‘. Über diese Formulierung und (noch mehr) Schäffles Werk kann man streiten. Ich habe ihn zitiert, weil er Brauchbares zur Öffentlichkeitstheorie beigetragen hat und hier schon lange zum Kanon der Kommunikationswissenschaft gehört“. Nur ist das Bild des jüdischen Schmarotzers eben immanentes Element von Schäffles Öffentlichtichkeitstheorie, die Meyen für „brauchbar“ hält. Auch die Formulierung, dass man über Schäffles Werk „streiten“ könne, stimmt skeptisch: Kann man über die Darstellung von Jüd*innen als Parasiten wirklich noch „streiten“? Wir verneinen das entschieden. Eine solche Darstellung gehört bekämpft und aus dem kollektiven Bewusstsein gestrichen, weil sie in der Geschichte genug Unheil angerichtet hat. Meyen scheint das anders zu sehen. Auch unsere Kritik von damals erwähnt Meyen, argumentiert aber ausweichend: „Andreas Zumach erwähnt in seiner Münchener Rede die anonyme Erklärung einer Gruppe, die sich ‚Linkes Bündnis gegen Antisemitismus München‘ nennt. Er lehnte es ab, sich mit den Vorwürfen auseinanderzusetzen, die dort gegen ihn erhoben werden. Kein Name, also keine Antwort. Das ist nachvollziehbar. In einem Flyer, der vor dem Hörsaal verteilt wurde und auf der Webseite dieses ‚Linken Bündnisses‘ abrufbar ist, werden mir mein Kontakt zu Ken Jebsen (‚Querfrontaktivist‘), meine Texte für das Onlinemagazin Rubikon (‚Querfrontmedium‘) und ein Blogbeitrag vorgehalten, in dem ich Jebsen ‚ausdrücklich in Schutz‘ nehmen würde. Man kann diesen Blogbeitrag hier lesen und selbst urteilen. Man kann sich meine beiden Interviews für KenFM anschauen und im Archiv von Rubikon wühlen. Machen aber längst nicht alle.“ Wir haben das gemacht und auch damals schon begründet, was wir problematisch finden. Auf unsere Argumentation geht Meyen mit keinem Wort ein. Weil wir anonym bleiben wollen, suggeriert er an dieser Stelle. Als ob der Name des Argumentierenden etwas an der Validität der Argumentation ändern würde. Auch einige Zeilen weiter bleibt er suggestiv und ausweichend, behauptet, unsere vorgebrachte Kritik hätte „nichts mit der Veranstaltung selbst zu tun“ und behandele „wieder nicht […] das, was ich kommuniziere“ (obwohl wir auf Ankündigungstext, Redner und Organisator ausführlich eingehen, Meyen selbst sogar zitieren) und wirft uns vor, mit dem Kampfbegriff „Verschwörungstheorien […] Menschen und Thesen aus dem öffentlichen Debattenraum“ ausschließen zu wollen. Als hätte ein Bündnis wie das unsere, das hauptsächlich aus politischen Jugendorganisationen besteht, so viel Macht über den Professor einer Elite-Universität … Es ist die gleiche manipulative Strategie wie in allen übrigen seiner Stellungnahmen. Auf die Kritik wird nicht eingegangen, sondern Falschbehauptungen aufgestellt, in der Hoffnung und Erwartung, dass die eigene Bubble ohnehin nicht weiter nachprüfen wird und bei ihr ein entsprechend negatives Bild von seinen Kritiker*innen hängen bleibt. Egal ob diese Strategie bewusst gewählt ist oder auf intellektuelles Unvermögen zurückzuführen ist: Letztlich müssen wir davon ausgehen, dass er ausweicht, weil er keine Gegenargumente hat, weil unsere Kritik und jede andere Kritik an seinem Schaffen schlichtweg berechtigt ist.
Fazit
Nach dieser umfänglichen Zusammenstellung hinterlässt Meyen mehr als nur einen faden Beigeschmack. Er unterhält Verbindungen zu den Corona-Rebell*innen und auch zu Antizionist*innen und BDS-Sympathisant*innen. Er unterstützt und veröffentlicht bei Medien wie KenFM und Rubikon, die rechte, verschwörungsideologische und/oder antisemitische Inhalte verbreiten. Er empfiehlt einen Autor wie Albert Schäffle, der an der Schöpfung des Bildes vom „jüdischen Parasiten“ maßgeblichen Anteil hatte. Auf Kritik weicht er stets aus, geht auf Argumente nicht ein, stellt Falschbehauptungen auf und verschickt Unterlassungsbegehren. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Meyen sich als Verfechter der Meinungsfreiheit gegen die „Reichen und Mächtigen“[33] inszeniert, obwohl er Reichtum und Macht, die ihm als Professor zufallen, nutzt, um die Kritik Anderer zu diskreditieren. Jedoch muss er sich von uns den Vorwurf gefallen lassen, Antisemitismus zu tolerieren. Und die LMU muss sich von uns den Vorwurf gefallen lassen, sich von ihm ihr eigenes Image als Gedenkort für die Geschwister Scholl und den Widerstand gegen den Nationalsozialismus[34] ruinieren zu lassen.
[1] https://twitter.com/basilandme/status/1264274733400457222, der Artikel Mirbachs: https://medienblog.hypotheses.org/9534, die Personalseite auf der LMU-Homepage Meyens: https://www.ifkw.uni-muenchen.de/organisation/personen/professoren/meyen_michael/index.html, jeweils zuletzt aufgerufen am 30.11.2020.
[2] https://www.sueddeutsche.de/muenchen/lmu-muenchen-professor-verschwoerungstheorien-1.4917222, zuletzt aufgerufen am 30.11.2020.
[3] https://medienblog.hypotheses.org/2668, zuletzt aufgerufen am 30.11.2020.
[4] Zum Folgenden: https://archive.org/details/KenfmZionistischerRassismusOpferGuenterGrass, https://www.youtube.com/watch?v=PBVU2wnozEA, https://www.achgut.com/artikel/ich_weis_wer_den_holocaust_als_pr_erfunden_hat/, https://kenfm.de/me-myself-and-media-31/, https://correctiv.org/faktencheck/2020/05/08/grosse-verschwoerung-zum-coronavirus-wie-ken-jebsen-mit-falschen-behauptungen-stimmung-macht/, jeweils zuletzt aufgerufen am 30.11.2020.
[5] https://medienblog.hypotheses.org/9621, zuletzt aufgerufen am 30.11.2020.
[6] https://www.heise.de/tp/features/Die-meisten-Journalisten-sollten-unsicher-sein-und-dies-auch-kommunizieren-4095271.html?seite=all, zuletzt aufgerufen am 30.11.2020.
[7] https://medienblog.hypotheses.org/9632, zuletzt aufgerufen am 30.11.2020.
[8] https://www.rubikon.news/artikel/die-maskierte-offentlichkeit, zuletzt aufgerufen am 30.11.2020.
[9] https://www.br.de/nachrichten/bayern/muenchner-corona-demo-kaum-masken-keine-reichsflaggen,SAOwLk7, zuletzt aufgerufen am 30.11.2020.
[10] https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/coronaleugner-beleidigt-maccabi-trainer-max-brym-antisemitisch-art-560975, zuletzt aufgerufen am 30.11.2020.
[11] https://corona-ausschuss.de/ueber-den-ausschuss/, zum Auftritt Meyens s. https://deutsch.rt.com/gesellschaft/107824-corona-ausschuss-imperativ-der-aufmerksamkeit-teil-2/, zur Rezeption bei Rubikon s. https://www.rubikon.news/artikel/aufklarung-uber-verheerende-politik, jeweils zuletzt aufgerufen am 30.11.2020.
[12] https://www.rubikon.news/autoren/michael-meyen, zuletzt aufgerufen am 30.11.2020.
[13] https://lbga-muenchen.org/2019/09/11/zum-vortrag-daniele-gansers-im-theater-leo17-am-19-september/, http://www.friedensdemowatch.com/2017/04/17/daniele-ganser-und-die-afd-in-die-rechte-ecke-gedrueckt/, https://www.blauenarzisse.de/interview-mit-daniele-ganser-auch-deutschland-beteiligt-sich-an-illegalen-kriegen/, jeweils zuletzt aufgerufen am 6.11.2020.
[14] https://lbga-muenchen.org/2018/10/26/stellungnahme-zu-einer-veranstaltung-mit-andreas-zumach-in-der-lmu-am-7-11-2018/, zuletzt aufgerufen am 6.11.2020.
[15] https://menschen-machen-mut.de/, zuletzt aufgerufen am 30.11.2020.
[16] https://menschen-machen-mut.de/impressum/, zuletzt aufgerufen am 30.11.2020.
[17] https://lbga-muenchen.org/2019/09/09/zur-fuer-den-frieden-konferenz-am-21-12-in-erding/, zuletzt aufgerufen am 6.11.2020.
[18] https://lbga-muenchen.org/2019/12/17/ist-bds-antisemitisch-zweite-auflage/, zuletzt aufgerufen am 6.11.2020.
[19] https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-bds-beschluss-verwaltungsgerichtshof-meinungsfreiheit-1.4919834, zuletzt aufgerufen am 6.11.2020.
[20] https://www.youtube.com/watch?v=wMro3nQuQDA, zuletzt aufgerufen am 31.08.2021. Rieds Übergriffigkeit ist bei Sekunde 0:12 zu bestaunen.
[21] https://kommunisten.de/rubriken/interviews/8032-bayerischer-verwaltungsgerichtshof-stadt-darf-diskussionen-ueber-die-bds-kampagne-nicht-verhindern, zuletzt aufgerufen am 31.08.2021.
[22] http://bds-kampagne.de/aufruf/deutschlandweiter-bds-aufruf/unterstuetzende-gruppen-und-organisationen/, zuletzt aufgerufen am 31.08.2021.
[23] So verlinkte die deutsche Seite der BDS-Kampagne kommentarlos einen Artikel der NachDenkSeiten, in dem sich auf die Seite Rieds gestellt wird: http://bds-kampagne.de/2018/08/08/ein-stadtratsbeschluss-soll-in-muenchen-tabu-sein/, zuletzt aufgerufen am 31.08.2021.
[24] https://www.ikg-m.de/nach-bds-urteil-des-bayerischen-verwaltungsgerichtshofs-knobloch-symbolkraft-des-muenchner-beschlusses-bleibt/, https://www.juedische-allgemeine.de/politik/warum-das-bds-verbot-weiter-gelten-muss/, jeweils zuletzt aufgerufen am 31.08.2021.
[25] So ähnlich argumentiert ein Artikel, der auf Meyens Blog veröffentlicht wurde und den Stadtratsbeschluss zum Thema hat: https://medienblog.hypotheses.org/9334, zuletzt aufgerufen am 30.11.2020.
[26] https://lbga-muenchen.org/2018/10/26/stellungnahme-zu-einer-veranstaltung-mit-andreas-zumach-in-der-lmu-am-7-11-2018/, https://lbga-muenchen.org/2018/11/08/wir-protestieren-unser-flyer-zur-veranstaltung-mit-andreas-zumach/, jeweils zuletzt aufgerufen am 6.11.2020.
[27] http://schlamassel.blogsport.de/2018/11/09/muenchner-antisemitismusstreit-2018-lmu-lehrbereich-bekennt-farbe/, zuletzt aufgerufen am 30.11.2020.
[28] Albert Schäffle, Bau und Leben des socialen Körpers 2, 2. Auflage 1881, S. 402-403
[29] Albert Schäffle, Die Quintessenz des Sozialismus, 1874, S. 20; ders., Die Aussichtslosigkeit der Sozialdemokratie, 1885, Brief 1, S. 20.
[30] Sarah Jansen, „Schädlinge“. Geschichte eines wissenschaftlichen und politischen Konstrukts, 1840-1920, S. 269; Martin H. Geyer, Die Sprache des Rechts, die Sprache des Antisemitismus: „Wucher“ und soziale Ordnungsvorstellungen im Kaiserreich und der Weimarer Republik, in: Christof Dipper u. a. (Hg.), Europäische Sozialgeschichte, Festschrift für Wolfgang Schieder. Berlin 2000, 413-430.
[31] https://www.facebook.com/privatuset.inordinatus/posts/2255410264672075, zuletzt aufgerufen am 31.08.2021.
[32] https://medienblog.hypotheses.org/5879, zuletzt aufgerufen am 30.11.2020.
[33] https://www.rubikon.news/artikel/das-ende-einer-ara-2, zuletzt aufgerufen am 30.11.2020.
[34] https://www.uni-muenchen.de/ueber_die_lmu/portraet/geschichte/zusammenhaenge/09_weisse-rose/index.html, zuletzt aufgerufen am 6.11.2020.
5 Kommentare zu „Michael Meyen und das Antisemitismusproblem an der LMU München (aktualisiert 05.10.2021)“