Antizionistische Strukturen in München – Ein kleiner Überblick (aktualisiert 19.02.2024)

[Update: Wir haben die Abschnitte zu „Palästina spricht München“ und „Querdenken München“ jeweils um einen Absatz ergänzt sowie einen neuen Abschnitt mit dem Titel „Unikomitee München für Palästina“ hinzugefügt, 19.02.2024]

Seit dem Pogrom der Hamas gegen die israelische Bevölkerung am 7. Oktober 2023 gab es auch in München eine Unzahl an antizionistischen Kundgebungen und Mobilisierungen. Daher möchten wir ohne Anspruch auf Vollständigkeit im Folgenden einen kleinen Überblick über verschiedene antizionistische Strukturen schaffen, die aktuell tonangebend sind oder mit denen man rechnen muss, und konzentrieren uns dabei auf Gruppen, Initiativen und Räume. Grob zu unterscheiden sind zwischen linken, islamistischen, palästinensischen und verschwörungsideologischen Gruppierungen aus dem Querdenken-Spektrum. Die linken Gruppen lassen sich wiederum in solche unterscheiden, die marxistisch-leninistisch oder trotzkistisch ausgerichtet sind, und jene, die der Friedensbewegung angehören. Das heißt natürlich nicht, dass nicht auch personelle Überschneidungen existierten oder dass verschiedene Gruppen aus unterschiedlichen Strömungen nicht auch gemeinsam Demonstrationen organisiert hätten.

Denn zum 25. Oktober 2023 riefen gleich mehrere Gruppen zu einer „Kundgebung gegen den Krieg in Israel und Palästina“ auf. Dazu zählen die Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe München (JPDG), Salam Shalom, Palästina spricht München, Frauen in Schwarz München, das Münchner Friedensbündnis, das Münchner Bündnis gegen Krieg und Rassismus, „In Aktion gegen Krieg und Militarisierung“ (AKM), eine Leser*innen-Initiative der Jungen Welt sowie die Münchner Ortsgruppen der DKP und der SDAJ. Im Aufruf werden zwar auch das Massaker und die Geiselnahmen angesprochen und in knappen Worten verurteilt, allerdings ausschließlich Menschenrechtsverletzungen durch Israel und die Besatzungspolitik als Hindernis zum Frieden dargestellt.[1] Damit ist die ideologische Richtlinie der einzelnen Gruppen bereits vorgegeben: Trotz pflichtschuldiger Verurteilungen des Pogroms der Hamas wird letztlich Israel zum Bösewicht stilisiert. Einige der genannten Gruppen gehen in ihrer jeweiligen Agitation aber noch weit darüber hinaus, wie wir zeigen werden.

Frauen in Schwarz München

Geradezu notorisch halten die „Frauen in Schwarz“ jeden zweiten und vierten Freitag im Monat ihre öffentliche Mahnwache – in München seit 1990. Inspiriert sind sie durch die Women in Black, die in Jerusalem seit 1988 gegen die israelische Besatzungspolitik demonstrieren. Auf der Homepage des Münchner Ablegers wird offen zur Unterstützung der israelfeindlichen BDS-Kampagne aufgerufen, an deren Gründung auch die Hamas beteiligt war. Dazu passt auch, dass die Frauen in Schwarz offen „den Verzicht auf einen exklusiv jüdischen Nationalstaat in ‚Eretz Israel‘ (vom Mittelmeer bis zum Jordan)“ fordern. Zwar beteuern sie, nicht das Existenzrecht Israels zu bestreiten, nur dass Israel kein jüdischer Staat sein dürfe. Dieser Verzicht ist eine Vorbedingung für „Friedensgespräche“, die „alle Beteiligten gleichberechtigt einbeziehen [müssen], auch die Hamas“.[2] Allen Ernstes fordern die Frauen in Schwarz Friedensgespräche zwischen Jüdinnen*Juden und einer antisemitischen Mörderbande. Das Massaker vom 7. Oktober hinderte sie entsprechend auch nicht daran, ihre Mahnwachen wie gewohnt fortzusetzen. Kein Wort der Kritik an der Hamas, keine Forderung der Freilassung der Geiseln – nirgends. Trotz ihrer pazifistischen, humanistischen und durch und durch bürgerlichen Selbstdarstellung sind die Frauen in Schwarz daher als eine der rabiatesten antizionistischen Gruppen in München einzuschätzen.

Palästina spricht München

Für verschiedene antizionistische Demos zeichnete sich die Münchner Ortsgruppe von „Palästina spricht“ aus, einer deutschlandweiten Bewegung, die sich 2019 etablierte, nach der Einstufung von BDS durch den Bundestag als antisemitisch. In ihrer Selbstdarstellung inszeniert sie sich als Stimme der unterdrückten palästinensischen Bevölkerung und gibt sich vor allem antirassistisch und antikolonial, wodurch sie an entsprechende Diskurse in der politischen Linken anzudocken versucht. So betont sie auf ihrer Homepage ihre Unterstützung für „Black Lives Matter“ und formuliert als Ziele, die israelische „Apartheid“ zu beenden und Menschenrechte für alle, auch für die palästinensische Bevölkerung realisieren zu wollen.[3] Die deutsche Abteilung bezeichnete den 7. Oktober wegen des Massakers der Hamas als „revolutionärer Tag, auf den man stolz sein muss“.[4] Man kann die Organisation daher als Unterstützerin der Hamas bezeichnen.

Die Münchner Abteilung rief zu einer Demo am 11. November unter dem Titel „Lights up for Gaza – Stoppt den Genozid – Freiheit für Palästina“ auf. Die Rede ist darin von einem „Völkermord“, den Israel durch seinen Verteidigungskrieg gegen die Hamas durchführen würde; mehr als 20.000 Menschen seien durch die Bodenoffensive ums Leben gekommen; das sind Zahlen, die selbst jene des Hamas-kontrollierten Gesundheitsministeriums PNA weit übersteigen. Gefordert wird ein Waffenstillstand (#ceasefirenow), während sich zugleich keinerlei Forderungen an die Hamas richten. Einstellung der Raketenschüsse auf Israel? Freilassung der Geiseln? Fehlanzeige. Dass die Münchner Lokalgruppe zudem auf Instagram Stories teilt, in denen die palästinensischen Opfer als „Märtyrer“ bezeichnet werden, offenbart zudem eine Nähe zu islamistischen Ideologien.

Diese aggressive israelfeindliche Rhetorik offenbarte Palästina spricht München bereits zu früheren Gelegenheiten. Zwischen dem 9. und 11. Mai organisierten sie im Eine-Welt-Haus „Kinotage“ zum 75jährigen Jahrestag der Nakba. Dabei trug der Moderator ein T-Shirt, auf dem das Gebiet von Israel, West Bank und Gaza in den Farben Palästinas dargestellt wurde. In der Diskussionsrunde im Anschluss an einen gezeigten Film formulierte er als rhetorische Frage, ob man Israel nicht die Legitimität absprechen solle. Stets wurden dem jüdischen Staat Apartheid und Genozid unterstellt (letzteres wohlbemerkt zu einem Zeitpunkt im Mai dieses Jahres, als noch kein Krieg tobte) und demonstrativ vom „sogenannten Israel“ gesprochen. Im Unterschied zu den Frauen in Schwarz versucht man also gar nicht erst, den Anschein zu erwecken, man würde zum Existenzrecht Israels stehen.

Anlässlich der bevorstehenden Anti-Siko-Demo des linken Lagers veröffentlichte Palästina spricht München zudem am 17. Februar 2024 ein Statement, in dem die Gruppe ihren Austritt aus dem Organisationsbündnis ankündigte. Der Grund: „1 Person aus dem Bündnis [forderte], dass eine ‚Verurteilung des Hamas Massakers trotz der bereits bestehenden Formulierung ‚Verurteilung von ermordeten Zivilist:innen in den Text [gemeint ist der Demo-Aufruf, Anm. LBGA] mit aufgenommen werden müsse […].“[4a] Deutlicher kann man die Sympathien für die Hamas nicht artikulieren.

In Aktion gegen Krieg und Militarisierung (AKM)

In der gegenwärtigen antizionistischen Agitation besonders präsent ist noch die Aktion gegen Krieg und Militarisierung (AKM), eine antimilitaristische Gruppe in München, die ihre Treffen im Barrio Olga Benario veranstaltet. Am 11. Oktober teilte die AKM auf ihrer Instagram-Seite das Statement der Berliner BDS-Unterstützer-Gruppe Jüdische Stimme, die den Pogrom der Hamas als „Gefängnisausbruch“ bezeichnet und ausschließlich auf das „75jährige israelische Kolonialregime und die Blockade des Gazastreifens“ zurückführt.[5]

In einer umfangreichen Stellungnahme behauptet die AKM am 3. November, der gegenwärtige Krieg sei das „Ergebnis jahrzehnterlanger Unterdrückung von Palästinenser:innen durch den isralisch-zionistischen Staat“ und „nicht wie behauptet ein Krieg gegen die Hamas, sondern gegen die palästinensische Bevölkerung als Ganzes“; trotz antimilitarisischer Rhetorik sei daher sogar bewaffneter „Widerstand“ gegen Israel ein „legitimes Mittel“.[6] Dadurch werden Massaker wie jenes der Hamas implizit dann doch wieder gerechtfertigt, Israel in jedem Fall zum Alleinverantwortlichen des Konflikts gemacht. Weitere Posts zeigen die Anwesenheit der Gruppe auf Demos, die von Palästina spricht organisiert wurden.[7] 

Antikapitalistische Klimatreffen

Auch das Antikapitalistische Klimatreffen trifft sich im Barrio Olga Benario und hat sich in den sozialen Medien zur gegenwärtigen Eskalation geäußert. Bezugnehmend auf die Debatte um die palästinasolidarischen und Hamas-relativierenden Aussagen Greta Thunbergs und Fridays For Future International veröffentlichte es ausgerechnet am 9. November, dem Gedenktag der Reichspogromnacht 1938, ein Statement zum Thema: Israel werden Apartheid vorgeworfen, ein Ende des „Kriegskurses“ und der Besatzung gefordert und der Pogrom der Hamas massiv relativiert, indem von „Hunderten“ Toten gesprochen wird, obwohl es rund 1200 waren. Mit Thunberg solidarisiert man sich ausdrücklich.[8] Und das, obwohl sie neben Palästina spricht noch einige weitere Accounts empfohlen hat, die den Pogrom vom 7. Oktober wahlweise verharmlosen oder gutheißen.[9]

EineWeltHaus München

Ein weiteres Zentrum des Münchner Antizionismus bildet das Eine-Welt-Haus (EWH). Nicht nur konnte Palästina spricht dort ihre Kinotage im Mai veranstalten: Gleich vier der Gruppen, die zur Kundgebung am 25. Oktober aufgerufen haben, nutzen das EWH regelmäßig für ihre Veranstaltungen. Das sind das Münchner Friedensbündnis, das Münchner Bündnis gegen Krieg und Rassismus, sowie die JPDG und Salam Shalom, die beide BDS unterstützen.[10] Gemeinsam mit den Frauen in Schwarz und dem Palästina-Forum München, das ebenfalls im EWH organisiert ist, brachten diese beide Gruppen am 26. April eine Veranstaltung auf die Beine, die wir damals beobachtet und über die wir einen Bericht verfasst haben. Wir zitieren unser Fazit: „Die Veranstaltung demonstriert eindrücklich, was man (zumindest in städtischen Räumen) vier Jahre lang nicht erfahren durfte: dass Israel die Alleinverantwortung für den Nahostkonflikt trage; dass Israel für Antisemitismus verantwortlich sei; dass es ein relevantes Antisemitismusproblem gar nicht gäbe; dass Israel zu keiner Zeit von seinen arabischen Nachbarn bedroht worden sei, auch nicht 1947 oder 1967; dass man für Frieden auch mit einer antisemitischen Mörderbande wie der Hamas Gespräche führen müsse; dass es im Kampf gegen Israel unzureichend sei, eine andere antisemitische Mörderbande wie die PFLP zu unterstützen; dass Deutschland und die USA Sklaven Israels wären; dass man sich von Jüd*innen nicht mehr einschüchtern lasse.“[11]

Ebenfalls im EWH zugange ist die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF), die in der Vergangenheit ebenfalls mit Sympathien für die Hamas aufgefallen ist. Aus Anlass der Liquidierung des Hamas-Militärchefs Ahmed al-Dschabari durch israelische Streitkräfte 2012, der Jahrzehnte lang für Abschüsse von Kassam-Raketen auf Israel verantwortlich war, den jüdischen Staat vernichten wollte, jede Zusammenarbeit mit gemäßigten palästinensischen Kräften ablehnte und generell als Hardliner galt, behauptete sie allen Ernstes, er hätte sich für einen Waffenstillstand und für Frieden mit Israel eingesetzt und Raketenangriffe durch die Hamas verhindern wollen. Die geplante Verleihung des Anita-Augspurg-Preises an die IFFF löste daher 2016 einen Skandal aus, weil ihr Israelfeindlichkeit vorgeworfen wurde; in einer Stellungnahme übte sie keineswegs Selbstkritik, sondern stellte ihre antizionistische Agitation in die Tradition ihrer Aktivitäten gegen die beiden Weltkriege.[12] 

Muslimrat

Der Muslimrat, dem wir jüngst einen umfangreichen Artikel gewidmet haben, ist aufgrund der Verbindungen zu islamistischen Organisationen wie den Muslimbrüdern, DITIB oder Mili Görüs auch als Teil des antizionistischen Spektrums aufzufassen. Wir zitieren uns selbst: „Der Muslimrat ist keine Vertretung der Musliminnen*Muslime Münchens, sondern der Islamist*innen Münchens. Ihren Verbänden, ob nun IZM, IGMG oder DITIB, ist der Antisemitismus eingeschrieben. Als Teil eines Netzwerks, dem auch die Hamas angehört, lässt sich unserer Auffassung nach eine Nähe zu den Verantwortlichen des antisemitischen Massakers vom 7. Oktober 2023 konstatieren. Und das umso mehr, als dass keinerlei Distanzierung des Muslimrats von den islamistischen Verbänden erfolgte.“[13] Einen Überblick über diese und weitere islamistische Gruppen in München, die allesamt als antizionistisch zu klassifizieren sind, haben wir bereits in einem früheren Artikel gegeben.[14]

Palästinensische Gemeinde München

Dass die Palästinensische Gemeinde antizionistisch ist, sollte nicht verwundern. Erwähnenswert ist, dass sie am 10. November offen antisemitische Bilder auf ihrer Facebookseite postete. So ist auf ihnen ein Davidstern zu sehen, der sich aus Logos von Großkonzernen zusammensetzt und das alte antisemitische Narrativ eines Finanzjudentums reproduziert. Auf einem anderen Bild wird Israel mit Kolonialmächten parallelisiert, während Palästina auf eine Stufe mit unterdrückten Afrikaner*innen oder amerikanischen Ureinwohner*innen gestellt wird. Dazu die Schrift: „get off yOUR land or die“. Unverhohlener kann man seinen Antisemitismus kaum artikulieren.

Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung München

Dieses Institut, das sich um sozial- und wirtschaftspolitische Analysen aus marxistischer Sicht bemüht, hat auch einzelne Artikel zum gegenwärtigen Krieg in Israel publiziert. Darin wird Israel trotz Verurteilung des Massakers der Hamas in einem ellenlangen Artikel über die Geschichte des Antisemitismus als „größter landgestützter Flugzeugträger der Welt, ständig bereit zum militärischen Eingriff oder zur ständigen Drohung durch die USA und dem von ihnen geführten Westen“, bezeichnet. Darüber hinaus wird gehöhnt, dass die „deutsche Medienpropaganda beharrlich, aber vergebens [versucht], die Hamas-Überfälle in den Rang dieses deutschen Jahrtausendverbrechens der industriellen Vernichtung der ethnischen Minderheit der Juden zu heben“, womit die Shoa gemeint ist. Wer genau das Massaker mit der Shoa gleichgesetzt haben soll, bleibt offen, aber möglicherweise meint der Autor schlicht den häufig begegnenden, aber berechtigten Hinweis darauf, dass durch die Hamas am 7. Oktober so viele Jüdinnen*Juden wie seit Ende des Nationalsozialismus ums Leben gekommen seien. Relativierend geht es weiter, wenn es heißt: „Die Hamas tötete 1400 Israelis und verschleppte 240 Geiseln. Die von der Hamas beabsichtigte Antwort der Israelis war barbarisch.“ Während die Handlungen Israels „barbarisch“ sind, sind jene der Hamas nichts weiter als abstrakte Zahlen, eine Statistik gewissermaßen. Der Satz suggeriert, um wie viel schlimmer Israel als die Hamas ist.[15]

DKP und SDAJ München

Auch die Münchner Ortsgruppen der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) und ihren Jugendorganisation, der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ), riefen zur Kundgebung am 25. Oktober auf und beteiligten sich an Demos von Palästina spricht, auf denen sie auch Redebeiträge hielten.[16] In einem längeren Statement vom 11. Oktober erklärte die SDAJ München: „[E]s ist nicht wahr, dass die Hamas diesen Krieg vom Zaun gebrochen hat: allein dieses Jahr töteten Israelische Siedler und das Militär 200 Palästinenser darunter auch 40 Kinder.“ Im weiteren Verlauf ist ausschließlich von Apartheid, „rassistischer Gewalt“ Israels, „Staatsterror“, „Deportationen“ usw. die Rede. Das Massaker der Hamas wird nicht verurteilt, nicht einmal erwähnt, und letztlich als simple Reaktion auf israelische Politik rationalisiert.[17] Aus ihrer Sicht gibt es nur einen ausschließlichen Alleinverantwortlichen für den Nahostkonflikt – und das ist der jüdische Staat.

Unikomitee München für Palästina

An den Münchner Universitäten gründete sich im November 2023 das „Unikomitee München für Palästina“, das eine antizionistische Agenda verfolgt, das Existenzrecht Israels bestreitet, von einem Genozid in Gaza spricht, offen mit Palästina spricht zusammenarbeitet, sich u. a. über eine Solidaritätserklärung der TU mit der israelischen Bevölkerung nach dem 7. Oktober beklagte und behauptet, dass Palästina dazu gedrängt würde, „den Preis für die Verbrechen in der deutschen Geschichte“ zu zahlen, also israelbezogenem mit sekundärem Antisemitismus verknüpft.[18] Auf Bannern bei ihren Kundgebungen sind zudem die Logos von „Klasse gegen Klasse“ und „Waffen der Kritik“ zu sehen, die folglich mit dem Unikomitee verknüpft sind.[19] Die „Waffen der Kritik“ bilden die Hochschulgruppen von „Klasse gegen Klasse“, die ihrerseits das Magazin der „Revolutionären Internationalistischen Organisation“ ist. Dabei handelt es sich um eine trotzkistische Gruppe (im Unterschied etwa zu DKP, SDAJ oder AKM, die marxistisch-leninistisch geprägt sind).[20]

Querdenken München

Auch die Münchner Querdenken-Gruppe „München steht auf“ ist zum antizionistischen Spektrum zu zählen. In ihrer Telegram-Gruppe verbreitete sie am 15. Oktober eine Aktion Iris Hefits’ von der Jüdischen Stimme, die als „starke Aktion“ gelobt wird. Sie würde nämlich den „pauschalen Antisemitismusvorwurf als absurd“ vorführen und „den Finger in die Wunde verletzter Grundrechte“ legen.

In einem Statement vom 16. Oktober heißt es im Telegram-Channel: „Gleichzeitig stellt man sich bedingungslos(!) an die Seite Israels. Die Demonstrationen von Palästinensern werden derweil verboten. Ebenso Demonstrationen von Juden, die sich gegen die Gewalt im Nahen Osten richten. Jede Kritik an der Israelischen Regierung wird als Antisemitismus gebrandmarkt.“ Wenn auch weniger aggressiv als in den anderen Gruppen, so wird auch hier das Narrativ einer Antisemitismuskeule in Bezug auf „Israelkritik“ bedient, das auf Antizionismus hinausläuft.

Zu erwähnen ist auch, dass der „linke Flügel“ von Querdenken, die „Freie Linke“ am 1. Oktober 2022 aus Anlass des aktuellen Ukrainekrieges eine gemeinsame Demonstration mit DKP, SDAJ, dem Münchner Friedensbündnis, dem Münchner Bündnis gegen Krieg und Rassismus und der Marxistischen Linken organisiert hat.[21] Auch wenn sich Querdenken auf der Straße zum gegenwärtigen Krieg in Israel noch nicht geäußert hat, so sind offenkundig Kontakte und Verbindungen zur Friedensbewegung und zu antiimperialistischen Strukturen schon länger vorhanden. Der bundesweite Telegram-Channel der Freien Linken verbreitet übrigens ganz unverblümt Hamas-Propaganda.

Mittlerweile [Stand 19.02.2024] gab es auch gemeinsame Demonstrationen von Querdenken- und antizionistischen Gruppen, die den israelfeindlichen Charakter von Gruppen wie die Freie Linke oder München steht auf in aller Deutlichkeit vor Augen führen.[22]

Abschlussbemerkungen

Wie erwähnt, erheben wir keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt natürlich weitere antizionistische Strukturen wie die MLPD, von den Neonazis ganz zu schweigen. Die hier vorgestellten Organisationen waren in den vergangenen Wochen aber präsenter auf der Straße und in den sozialen Medien. Und selbst wo sie nicht so offen aggressiv agierten wie beispielsweise Querdenken, ist es angesichts des aus der Vergangenheit bekannten Mobilisierungspotentials wichtig, auch diese unter dem Aspekt auf dem Schirm zu haben. Da der Pogrom des 7. Oktobers eine Zäsur, einen Zivilisationsbruch darstellt, ist es umso infamer, wie sehr diese Gruppen trotz gelegentlicher Lippenbekenntnisse gegen Antisemitismus oder gegen die Hamas ihr sattsam bekanntes Programm einfach fortsetzen und weiterhin die Mär von der israelischen Aggression befeuern – und dadurch jüdisches Leben auch hierzulande gefährden.

[1] https://www.instagram.com/p/CyyjeDPMugE/?img_index=1, zuletzt aufgerufen am 19.11.2023.

[2] https://www.frauen-in-schwarz.de/, zuletzt aufgerufen am 19.11.2023.

[3] https://www.palaestinaspricht.de/ueber-uns, zuletzt aufgerufen am 19.11.2023.

[4] https://taz.de/Thunberg-unterstuetzt-Palaestinenser/!5967725/, zuletzt aufgerufen am 19.11.2023.

[4a] https://www.instagram.com/p/C3aEESnMUNk/?img_index=4, zuletzt aufgerufen am 19.02.2024.

[5] das Statment hier: https://www.instagram.com/p/CyOHX1QMY7u/?igshid=MzRlODBiNWFlZA%3D%3D&img_index=3, jeweils zuletzt aufgerufen am 19.11.2023.

[6] https://www.instagram.com/p/CzLxvXsM-_5/, zuletzt aufgerufen am 19.11.2023.

[7] https://www.instagram.com/p/CzCB2rTsPEb/?img_index=1https://www.instagram.com/p/CzhKlkoMW5W/?img_index=1, jeweils zuletzt aufgerufen am 19.11.2023.

[8] https://www.instagram.com/p/CzcE95XMBmW/?img_index=2, zuletzt aufgerufen am 19.11.2023.

[9] https://www.volksverpetzer.de/aktuelles/greta-thunberg-empfiehlt-terrorismus/, zuletzt aufgerufen am 19.11.2023.

[10] https://lbga-muenchen.org/2019/12/17/ist-bds-antisemitisch-zweite-auflage/, zuletzt aufgerufen am 19.11.2023.

[11] https://lbga-muenchen.org/2022/04/30/bericht-uber-die-veranstaltung-was-sie-vier-jahre-lang-nicht-erfahren-durften-am-26-april/, zuletzt aufgerufen am 19.11.2023.

[12] https://lbga-muenchen.org/2020/01/15/zur-muenchner-friedenskonferenz-im-februar/, zuletzt aufgerufen am 19.11.2023.

[13] https://lbga-muenchen.org/2023/11/04/zum-friedensgebet-des-muslimrats-am-6-november-2023/, zuletzt aufgerufen am 19.11.2023.

[14] https://lbga-muenchen.org/2019/06/12/islamistischer-antisemitismus-in-muenchen-ein-kleiner-ueberblick/, zuletzt aufgerufen am 19.11.2023.

[15] https://www.isw-muenchen.de/online-publikationen/texte-artikel/5157-die-quellen-des-antisemitismus-und-die-zukunft-israels-und-palaestinas, zuletzt aufgerufen am 19.11.2023.

[16] https://www.instagram.com/p/CzhJytULu0j/, zuletzt aufgerufen am 19.11.2023.

[17] https://www.instagram.com/p/CyQ7bKFIsnU/?img_index=10, zuletzt aufgerufen am 19.11.2023.

[18] https://www.instagram.com/unikomiteepalaestina_muc/, zuletzt aufgerufen am 19.02.2024.

[19] https://lbga-muenchen.org/2024/01/31/kurze-dokumentation-einer-kundgebung-des-unikomitees-munchen-fur-palastina-am-31-januar-2024/, zuletzt aufgerufen am 19.02.2024.

[20] https://www.klassegegenklasse.org/wer-wir-sind/, https://www.klassegegenklasse.org/waffen-der-kritik/, jeweils zuletzt aufgerufen am 19.02.2024

[21] https://lbga-muenchen.org/2022/10/01/bericht-uber-die-demo-keinen-euro-fur-krieg-und-zerstorung-am-01-oktober-in-munchen/, zuletzt aufgerufen am 19.11.2023.

[22] https://lbga-muenchen.org/2023/12/16/querdenken-meets-antizionismus-kurze-dokumentation-der-palastina-spricht-demo-vom-16-12-2023/, https://lbga-muenchen.org/2024/02/18/die-demo-macht-frieden-am-17-02-2024-in-munchen-eine-dokumentation/, jeweils zuletzt aufgerufen am 19.02.2024.

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