Am 16. Januar 2020 veröffentlichten wir einen Artikel zu Lisa Fitz und kritisierten eine Reihe geplanter Veranstaltungen mit ihr.[1] Da sich ihr Auftritt im Schlachthof am 6. November nach wie vor im Terminkalender findet[2], ist uns Anlass, diese Kritik zu wiederholen und zu aktualisieren. Denn im Juni diesen Jahres trat Lisa Fitz in der Kabarett-Sendung „Spätschicht“ des SWR auf und äußerte sich da auch zu den sogenannten Corona-Rebell*innen.[3] Auf diese Sendung wollen wir hier kurz eingehen.
In diesem fünfminütigen Beitrag stellt sie zwar klar, selbst keine Impfgegnerin zu sein, besteht aber auf das Recht jedes Einzelnen, sich selbstbestimmt für eine Impfung entscheiden zu können. Damit knüpft sie an das Narrativ der Corona-Rebell*innen an, dass eine staatliche Zwangsimpfung bevorstehe. Zudem beklagt sie, Staat und Medien würden die Meinungsfreiheit der Bürger*innen zu untergraben versuchen. Hierbei bläst sie ebenfalls ins gleiche Horn wie die selbst ernannten Rebell*innen, die zu Tausenden ungehindert auf die Straßen gehen und um ihre Meinungsfreiheit bangen – obwohl diese nie zur Disposition stand. Abschließend polemisiert Fitz generell gegen die Thematisierung von Verschwörungstheorien, Antisemitismus und rechter Esoterik. O-Ton Fitz: „Also die Nummer mit den Verschwörungstheoretikern ist doch jetzt irgendwie auch durch. […] Immer heißt es, ‚rechtsradikale, verschwörungstheoretische Hetzer und aluhut-tragende Impfgegner‘ und und und … alles in einen Topf rein, verstehst, wird gar nichts mehr differenziert. Oder: ‚eso-populistische antisemitische Wirrköpfe mit [kruden Verschwörungstheorien].'“ Zum Zeitpunkt der Aufnahme lag der antisemitische und verschwörungsideologisch motivierte Anschlag auf eine Synagoge in Halle mit zwei Todesopfern übrigens weniger als ein Jahr zurück – und Fitz hat nichts besseres zu tun, als die Thematisierung eben diesen ideologischen Hintergrunds ins Lächerliche zu ziehen und für obsolet zu erklären. Dass sie das im öffentlich-rechtlichen Fernsehen tut und durch das bildungsbürgerliche Publikum bislang keinerlei sichtbare Kritik geerntet hat, sondern zustimmendes Gelächter, macht den Skandal perfekt. Dass sie schließlich noch für Lisa Eckhart (ohne sie namentlich zu nennen) in die Bresche springt, die sich ebenfalls Antisemitismus-Vorwürfen ausgesetzt sieht, ist uns da nur noch eine Randbemerkung wert.
Unser offener Brief an den Schlachthof vom 16. Januar blieb unbeantwortet. Wir wiederholen hier allerdings unsere Aufforderung, die Veranstaltung abzusagen.[4] Denn in Zeiten antisemitischer und verschwörungsideologischer Terroranschläge und Massenbewegungen bedarf es keiner „Kabarettist*innen“, die für deren Weltvorstellungen als Stichwortgeber*innen und Bürgen fungieren.
[1] https://lbga-muenchen.org/2020/01/16/zu-lisa-fitz-und-ihren-fluesterwitz-veranstaltungen-in-muenchen-2020/, zuletzt aufgerufen am 1.10.2020.
[2] https://www.im-schlachthof.de/spielplan-details/items/fitz.html, zuletzt aufgerufen am 1.10.2020.
[3] https://www.youtube.com/watch?v=ENuZavQZ6JM, zuletzt aufgerufen am 2.10.2020.
[4] https://lbga-muenchen.org/2020/01/16/offener-brief-an-die-veranstalterinnen-der-lisa-fitz-auftritte-2020-in-muenchen/, zuletzt aufgerufen am 1.10.2020.
1 Kommentar zu „Nachtrag zu Lisa Fitz“