Sehr geehrte Frau Göring, sehr geehrter Herr Göring,
Laut Informationen des a.i.d.a. Archivs nach findet am 17./18. Juli in Ihren Räumen, den Eisbach Studios an der Grasbrunner Straße 20, die Konferenz „Für den Frieden“ statt, die von Erich Hambachs „Initiative Friedensweg“ organisiert wird. An dieser Veranstaltung beteiligen sich viele bekannte Namen aus dem rechtsesoterischen und rechtsextremen Spektrum. Wir fordern Sie daher auf, die Konferenz abzusagen und damit ein Zeichen gegen Antisemitismus, Rassismus und Faschismus zu setzen.
Zur Begründung: Das Problem beginnt bereits mit dem zentralen Organisator Erich Hambach. In seinem Buch „Bargeld Ade. Scheiden tut weh“ bezieht er sich zustimmend auf David Icke und Jan-Udo Holey („Jan van Helsing“), beide ausgemachte Antisemiten, die wahlweise die Protokolle der Weisen von Zion als Quelle verwenden, von einer Verschwörung des „jüdischen Bankensystems“ oder reptiloiden Außerirdischen (!) fabulieren oder die antisemitische Ritualmordlegende verbreiten. Alle drei – Holey, Icke und Hambach – veröffentlichen zudem beim Osiris-Verlag, gehören also derselben Szene an. Einige der Bücher Holeys wurden wegen Volksverhetzung auch indiziert, in der Schweiz gar verboten. Etwas weniger drastisch, aber nicht weniger rechtsradikal, drückt sich auch Hambach selbst aus, der zwar nicht von Jüd*innen, aber von „Finanzeliten“ spricht, die mittels Bargeldabschaffung, Chemtrails, Verwendung subkutaner Chips etc. „das Volk“ zu „Kontosklaven“ zu machen versuchen. Das präsentierte Weltbild ist dasselbe wie bei Icke oder Holey, nur dass sich Hambach davor hütet, offen von Jüd*innen zu sprechen, um sich gegen Kritik und Skandale abzusichern.
Das tun dafür aber andere angekündigte Teilnehmer. Live zur Konferenz zugeschaltet werden soll der Mikrobiologe Sucharit Bhakdi, der erst diese Woche mit folgender Aussage in die Schlagzeilen geriet: „Das ist das Schlimme an den Juden: Sie lernen gut. Es gibt kein Volk, das besser lernt als sie. Aber sie haben das Böse jetzt gelernt – und umgesetzt. Deshalb ist Israel jetzt living hell – die lebende Hölle.“ Das ist eine antisemitische Aussage, die keiner Interpretation mehr bedarf. Zu Recht hält der Antisemitismus-Beauftragte von Baden-Württemberg, Michael Blume, strafrechtliche Konsequenzen wegen Volksverhetzung für denkbar.
Die übrigen Teilnehmer sind auch keine unbeschriebenen Blätter. Peter Hermann leitete einen Buchversand in Nürnberg, der Bücher vom Arndt-Verlag verbreitete; Dieser wird wegen der Verlegung von Büchern Holeys oder des Holocaustleugners David Irving vom Verfassungsschutz Baden-Württemberg beobachtet. Daniele Ganser spekuliert öffentlich darüber, hinter dem Oktoberfestattentat 1980 steckten keine Neonazis, sondern NATO-Geheimarmeen (Gladio), und gibt rechtsextremen Magazinen wie der „Blauen Narzisse“ Interviews. Reiner Füllmich behauptete wiederum, die Maßnahmen der Bundesregierung gegen die Corona-Pandemie seien schlimmer als der Holocaust und ließ sich von Donald Trumps ehemaligem Chefberater Steve Bannon interviewen. Markus Gärtner ist Redakteur beim rechtsextremen Kopp-Verlag … Die Liste ließe sich beliebig lang fortsetzen.
Kurzum verbreitet diese Konferenz verschwörungsideologisches, rechtsradikales und mutmaßlich antisemitisches Gedankengut. Personen wie Erich Hambach oder Peter Hermann kann man problemlos als Teil der extremen Rechten bezeichnen. Mitten in München, der ehemaligen „Hauptstadt der Bewegung“, geben Sie der rechten Szene Raum und Möglichkeiten, sich zu vernetzen und auszutauschen. Wir fordern Sie daher auf, diese Veranstaltung abzusagen.
Weitere Informationen zu den Teilnehmern:
Zu den jüngsten antisemitischen Entgleisungen Bhakdis:
https://www.tagesschau.de/investigativ/bhakdi-antisemitismus-101.html
Mit freundlichen Grüßen,
Das Linke Bündnis gegen Antisemitismus München (Grüne Jugend München, linksjugend [’solid] München, SJD – Die Falken München und Emanzipatorische Linken München)
1 Kommentar zu „Offener Brief an die Eisbach Studios bzgl. der Konferenz „Für den Frieden““