Das Linke Bündnis gegen Antisemitismus München (LBGA) versandte einen offenen Brief an die Adresse der Eisbach Studios München. Anlass ist eine geplante Konferenz der Initiative Friedensweg unter dem Titel „Für den Frieden“, die am 17./18. Juli 2021 in den Studios stattfinden soll. Das LBGA richtet dabei deutliche Worte an die Geschäftsführer Frauke und Guntram Göring: „An dieser Veranstaltung beteiligen sich viele bekannte Namen aus dem rechtsesoterischen und rechtsextremen Spektrum. […] Personen wie Erich Hambach oder Peter Hermann kann man problemlos als Teil der extremen Rechten bezeichnen. Mitten in München, der ehemaligen ‚Hauptstadt der Bewegung‘, geben Sie der rechten Szene Raum und Möglichkeiten, sich zu vernetzen und auszutauschen. Wir fordern Sie daher auf, diese Veranstaltung abzusagen.“
Begründet wird die Aufforderung unter anderem mit den Vernetzungen und Aussagen zentraler Akteure der Konferenz. So veröffentlicht Erich Hambach, seines Zeichens Vorstand der Initiative Friedensweg, im selben Verlag wie David Icke oder Jan Udo Holey („Jan van Helsing“), beide bekennende Antisemiten; einige Bücher Holeys sind wegen Volksverhetzung sogar indiziert. Hambach selbst spricht zwar nicht von Jüd*innen, aber von Finanzeliten, „die mittels Bargeldabschaffung, Chemtrails, Verwendung subkutaner Chips etc. ‚das Volk‘ zu ‚Kontosklaven‘ zu machen“ versuche, wie es im Brief weiter heißt. Das Weltbild Hambachs sei dasselbe wie Ickes oder Holeys, nur dass er sich davor hüte, offen von Jüd*innen zu sprechen, „um sich gegen Kritik und Skandale abzusichern“.
Kritisiert wird die Veranstaltung auch wegen der Beteiligung des Mikrobiologen Sucharit Bhakdis, der erst diese Woche aufgrund antisemitischer Aussagen einen Skandal ausgelöst hat. Wörtlich sagte er: „Das ist das Schlimme an den Juden: Sie lernen gut. Es gibt kein Volk, das besser lernt als sie. Aber sie haben das Böse jetzt gelernt – und umgesetzt. Deshalb ist Israel jetzt living hell – die lebende Hölle.“ Über strafrechtliche Konsequenzen werde bereits gesprochen.
Bereits am 14. Juni veröffentlichte das LBGA einen umfangreichen Text über die Akteure der Veranstaltung, ihre Ideologien und Vernetzungen, in dem auch auf weitere Personen eingegangen wird. Dem Artikel zufolge verbindet alle Beteiligten eine Nähe zur coronaleugnenden Querdenken-Bewegung und Verschwörungstheorien. Folgendes Fazit wird über die Konferenz gezogen: „Sie [die Konferenz, Anm. LBGA] verbreitet verschwörungsideologisches, rechtsradikales und mutmaßlich antisemitisches Gedankengut, wobei sie das Thema Corona und Querdenken integriert. Während mit Erich Hambach und Peter Herrmann zwei Personen die Veranstaltung organisieren bzw. mittragen, die man problemlos als Teil der extremen Rechten bezeichnen kann, sorgen Personen wie Daniele Ganser, Wolfgang Wodarg und Sucharit Bhakdi für ein bürgerliches und wissenschaftliches Image.“ Die Konferenz zeige exemplarisch, wie es der Querdenken-Bewegung gelungen sei, rechte Positionen in Teile der bürgerlichen Mitte zu bringen.
Der offene Brief ist hier einsehbar:
Der Artikel des LBGA vom 14. Juni findet sich hier:
Das Linke Bündnis gegen Antisemitismus München ist ein Zusammenschluss der Grünen Jugend München, der linksjugend [’solid] München, der SJD – Die Falken München und der Emanzipatorischen Linken München.
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