Das Linke Bündnis gegen Antisemitismus München (LBGA) veröffentlichte gemeinsam mit dem Verband Jüdischer Studenten in Bayern (VJSB) einen offenen Brief an Dieter Reiter, Katrin Habenschaden und Verena Dietl, weil am 6. Januar 2023 die Südtiroler Rockband Frei.Wild in der Olympiahalle auftreten sollen. Diese befindet sich im Eigentum der Stadt München; Dietl ist Vorsitzende des Aufsichtsrats. Der Brief beinhaltet die Aufforderung, der Band die Räume der Olympiahalle zu entziehen.
Der Fokus des Briefs liegt auf antisemitische Aussagen und auf die rechtsextreme Vergangenheit des Sängers Philipp Burger. Dieser war um 2000 Skindhead und Sänger der Neonazi-Band Kaiserjäger, die für rassistische Texte und Aufnahmen von zu Hitlergrüßen erhobenen Armen bekannt war. Zwar distanziert sich Burger von seiner rechtsextremen Vergangenheit, behauptet aber, die Band hätte sich nur mit „Liebe, Freundschaft und Alkohol“ befasst. Wie glaubwürdig ist eine Distanzierung, wenn er bestreitet, dass eine Skindheadband mit Hitlergrüßen und rassistischen Texten eine Nazi-Band war?, heißt es im offenen Brief.
Vor diesem Hintergrund interpretieren das LBGA und der VSJB auch verschiedene Äußerungen und Songtexte Burgers als antisemitisch und geschichtsrevisionistisch. Es ist vor allem dieses instrumentelle Verhältnis zur Shoa, das wir für einen Skandal halten, heißt es dabei im Brief. Gemeint sind damit Burgers Gleichsetzungen der Kritik an Frei.Wild mit der Judenverfolgung während des Dritten Reichs und Behauptungen, Jüdinnen*Juden würden vom Gedenken an die Shoa finanziell profitieren. Im Brief werden mehrere Belege für derartige Aussagen angeführt. Wir halten es nämlich für eine Zumutung, eine Band, die zu Recht bereits als „Vertonung des Parteiprogramms der AfD“ bezeichnet wurde, in einem städtischen Veranstaltungsort auftreten zu lassen – und das vor dem Hintergrund der speziellen Geschichte Münchens als „Hauptstadt der Bewegung“ zur Zeit des Nationalsozialismus, heißt es abschließend.
Der offene Brief ist hier einsehbar:
Das Linke Bündnis gegen Antisemitismus München ist ein Zusammenschluss der Grünen Jugend München, der linksjugend [’solid] München, der SJD – Die Falken München und der Emanzipatorischen Linken München.
Kontakt: lbgamuenchen@gmail.com
Impressum: linksjugend [’solid] Basisgruppe München, Schwanthalerstraße 139, 80339 München