Seit Montag, dem 13. Mai, findet auf dem Professor-Huber-Platz vor der LMU München ein palästinasolidarisches Protestcamp statt. Die Instagram-Seite „Uni for Palestine Munich“ postete am selben Abend eine Story, die eine Aktivistin mit einem Plakat in hebräischen Buchstaben zeigt.

Der Inhalt des Plakats ist in jiddischer Sprache verfasst und lautet: „Mir veln iberlebn zionizm“ („Wir werden den Zionismus überleben“). Es handelt sich um eine Anspielung auf das jiddische Lied „mir veln zey iberlebn“ („Wir werden sie überleben“), das die jüdische Gemeinde von Lublin 1939 in Gegenwart der örtlichen Nazi-Befehlshaber mit Leidenschaft sang, nachdem ihre Mitglieder zuvor von diesen verprügelt wurden: Dadurch signalisierten die Lubliner Jüdinnen*Juden gegenüber den Nazis ihren Willen zum Widerstand und ihre Bereitschaft, sich nicht demoralisieren zu lassen.
Im jiddischen Original ist mit „wir“ die jüdische Bevölkerung gemeint, mit „sie“ die Nazis, die erstere überleben wird. Dadurch dass auf dem Plakat „sie“ durch „Zionismus“ ersetzt werden, wird nicht nur die jüdische Nationalbewegung auf eine Stufe mit dem Nationalsozialismus gestellt: Das antizionistische Spektrum selbst identifiziert sich dadurch mit dem jüdischen Schicksal zur Zeit des Dritten Reiches. Das ist eine klare Shoarelativierung und muss auch als solche benannt werden.
