Als die Münchner Pro-Hamas-Bewegung ihr Protestcamp am 9. November 2024 aufgab, machte sie folgende etwas kryptische Ankündigung: „[W]e are going to the universities to use the spaces that are meant to use as students. We are taking things to a new level.“ Was sie damit meinte, machte sie jüngst deutlich, als sie an der Technischen Universität München (TUM) unzählige Schmierereien hinterließ und in deutlich geringerem Ausmaß an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Diese Schmierereien sind am Montag Morgen entdeckt wurden, also noch vor den Protesten des palästinasolidarischen Spektrums am Montag Abend, jene an der LMU wurden unseren Infos nach Samstag Abend erstmals beobachtet. Zeit und Ort sind nicht zufällig gewählt: Am Sonntag, den 19. Januar, begann die zwischen Israel und der Hamas ausgehandelte Waffenruhe, die von der Hamas wie auch von ihren Sympathisant*innen beispielsweise in Berlin als grandioser Sieg gefeiert wurde. Die „Academics for Justice“ veröffentlichten dazu ein von der „Uni for Palestine Munich“ und „Unikomitee München für Palästina“ in deutscher Übersetzung herausgegebenes Statement, laut dem „unser Kampf für Gerechtigkeit weitergehen [muss]. Wir müssen alle verantwortlich machen, die an dem Völkermord beteiligt sind, und unermüdlich daran arbeiten, die Besatzung und die Unterdrückung des palästinensischen Volkes zu beenden.“ Zu den Verantwortlichen zählen sie auch die TUM aufgrund ihrer Kooperation mit einer Reihe israelischer Universitäten, denen pauschal die Beteiligung an israelischen Kriegsverbrechen bzw. an einem „Genozid“ an der palästinensischen Bevölkerung unterstellt wird. Zwar werden dieselben Dinge auch der LMU vorgeworfen, doch hat die TUM im Unterschied zu dieser sich ausdrücklich mit der israelischen Bevölkerung nach 7/10 solidarisiert; zudem hat die LMU trotz eines halbjährigen Camps jeden Austausch mit der Pro-Hamas-Bubble verweigert, weshalb nun der TUM ein eigenwilliges Gesprächsangebot unterbreitet wird. Vielleicht spielen auch rüstungsrelevantere Fächer der TUM eine Rolle dabei, dass sie im deutlich stärkeren Ausmaß als Anschlagsziel ausgewählt wurde. Wir dokumentieren im Folgenden sämtliche Schmierereien, die wir finden konnten, auch auf die Gefahr hin, rendundant zu sein, um das Ausmaß dieser Aktion zu verdeutlichen.



Immer wieder taucht das rote Dreieck auf, das seit dem 7. Oktober von der Hamas und ihren Unterstützer*innen benutzt wird, um feindliche Ziele (hauptsächlich Jüdinnen*Juden, Israelis oder Zionist*innen) zu markieren und mit Gewalt zu drohen. Ein deutlicheres Symbol einer dezidierten Solidarität mit der Hamas – und nicht etwa mit palästinensischen Nichtkombattant*innen, die vom Krieg betroffen waren – gibt es nicht. Mehr noch: Es handelt sich um eine eindeutige Gewaltandrohung in Richtung der TUM und ihrer Mitglieder. Auf die „Komplizenschaft“ der TUM, die auf dem dritten Bild angesprochen wird, kommen wir später zurück.

Auch bei der Darstellung der palästinensischen Nationflagge wird das rote Dreieck, das eigentlich nur für Kalif Omar stehen soll, betont hervorgehoben.






Ein neueres Logo kombiniert das Dreieck mit den Buchstaben „FP“, was für „Free Palestine“ steht. Auch wenn das Dreieck in diesem Fall nicht immer rot ist, ist die Herkunft des Symbols nicht zu übersehen.






Aus diesen Schmierereien geht eindeutig hervor, dass der TUM Unterstützung israelischer „Kindermorde“ und eines angeblichen israelischen Genozids an der palästinensischen Bevölkerung unterstellt wird. Bei aller legitimen Kritik an der israelischen Regierung und an der IDF an ihrem Vorgehen im vergangenen Gaza-Krieg: Dass in Gaza ein Genozid stattgefunden hätte, ist laut diversen Völkerrechtsexpert*innen sachlich falsch und dämonisiert den jüdischen Staat massiv. Der Vorwurf des Kindermords ist schon viel älter als der aktuelle Gaza-Krieg und rekurriert mit seinem Vorwurf gezielter Tötungen palästinensischer Kinder durch den jüdischen Staat auf die antisemitische Ritualmordlegende, laut der Jüdinnen*Juden aus unterschiedlichen Gründen Kinder ermorden würden.

Auch der geschichtsvergessene Vergleich der Situation in Gaza mit dem deutschen Völkermord in Namibia 1904-08 dient der Dämonisierung Israels und der TUM, deren Kooperation mit israelischen Universitäten auf eine Stufe mit der gezielten Tötung von rund 60.000 Herero und Nama durch die damalige deutsche Kolonialregierung gestellt wird.



Auch der positive Bezug auf die Intifada, zwei von reaktionären palästinensischen Bewegungen koordinierten Gewaltausbrüchen gegen Israel 1987-1991 und 2000-2005, die Todesopfer im vierstelligen Bereich forderten, ist als Drohgebärde zu deuten: Bei den Intifadas wurden nicht nur Jüdinnen*Juden (u. a. durch Selbstmordanschläge) getötet, sondern auch vermeintliche palästinensische Verräter*innen. Eher nebenbei wird auf dem zweiten Bild auch der Zweistaatenlösung eine Absage erteilt: Israels Existenz ist nicht erwünscht und Palästina möge sich vom Jordan bis zum Mittelmeer erstrecken.

Dieser klassische Spruch lässt sich entsprechend auch nicht anders interpretieren denn als Aufruf, Israel zu vernichten.


Auch hier erteilt man all jenen, die sich um Verständnis für die Pro-Hamas-Bubble und entsprechend akrobatische Interpretationen ihrer Aussagen bemühen, eine demonstrative Absage: Viel weniger als die Vernichtung Israels wird nicht angestrebt.

Auch ein zufällig an der Wand in der Nähe hängendes Wahlplakat der Grünen wurde nicht verschont. Trotz der ambivalenten Haltung der Bundesregierung und der grünen Außenministerin Baerbock zum Gazakrieg wird hier Habeck unterstellt, den „Genozid“ Israels zu unterstützen – man denke nur an die fortgesetzte Zahlung Deutschlands an das palästinensische Flüchtlingshilfswerk UNRWA ungeachtet bestehender Verbindungen einige seiner Mitarbeiter*innen mit der Hamas und ihrer Beteiligung am Massaker des 7. Oktober, um nur ein willkürliches Beispiel herauszugreifen.
Abschließend noch die drei Schmierereien, die wir an der LMU finden konnten. Der Kontrast zur TUM hinsichtlich des Ausmaßes ist auffällig:




2 Kommentare zu „Dokumentation der Schmierereien der Pro-Hamas-Bubble an der TUM [aktualisiert 24.01.2025]“